Passt das Nähmuster? Wie geht es mit der Anleitung weiter?

Passform ueberpruefen 7
So sollte ein gekauftes Kleid sitzen. – Schade, dass das meist nicht so passt. Deshalb findest du jetzt die Anleitung, wie du einen Papierschnitt für deine Maße abwandeln kannst.

Ein gekauftes Kleidungsstück hat immer eine bestimmte Passform. Jede Marke, jede Modefirma hat ihre “Idealkundin”, für die sie ihre Sachen konstruiert. Wobei man als Faustregel sagen kann, je “jünger” und modischer eine Modemarke sein will, desto enger fallen ihre Modelle aus.

die Passform eines Schnittmusters überprüfen
So unterschiedlich fallen die Größen bei zwei unterschiedlichen Modefirmen aus. Teilweise unterscheiden sich die Kleidungsstücke um 1 Größe.

Wenn du dir ein Kleidungsstück nähen willst, hast du genau das gleiche Problem. Passt dir die Passform? Du könntest natürlich einfach das Schnittmuster einfach nähen, wie es gedruckt ist. Aber dann ist die Passform genau wie bei einem gekauften Kleidungsstück. Sie passt, oder sie passt nicht. Aber der Vorteil des Nähens ist, dass du die Passform anpassen kannst. Das birgt etwas Frustpotential, auch für Näh-Profis. Aber du hast auch eine hohe Chance auf passende Kleidungsstücke. Deshalb meine Empfehlung: mach von jedem neuen Schnittmuster erst ein Nähmuster! Überprüf, wie gut dir der Schnitt passt und ändere ihn für deine Größe!

In meinem vorherigen Artikel habe ich beschrieben, wie du einen Papierschnitt für lange Größen verlängern kannst und ich habe das Nähmuster für meinen Kleiderschnitt bereits genäht:  “Nähmuster nähen”

die Anprobe des Nähmusters

Wie überprüft man den Sitz eines Kleidungsstückes?

Ich habe ein Probkleid von meinem Schnittmuster genäht. Ich habe den Originalstoff genommen und reichlich Nahtzugabe dazu gegeben. Ich weiß, dass die Passform schwierig wird. – Aber vielleicht habe ich Glück und die Änderungen, die ich abtragen werde, bleiben auf den Nahtzugaben. Dann kann ich das Kleid einfach ändern. Wenn nicht muss ich einzelne Schnittteile neuzuschneiden.

Am besten ziehst du das Nähmuster erstmal an. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist ein fähiger Helfer. Die Betonung liegt auf “fähig”. Wenn die möglichen Helfer eher engagiert und gutwillig sind, naja, dann kommen sie wenigstens an den Stoff in deinem Rücken heran.

die Passform eines Schnittmusters überprüfen
Ich war ungeduldig. Ich habe ohne Helfer gearbeitet und fotografiert. Rechts sind die vielen Falten und Fransen vom original Schnittmuster. Auf dem linken Foto das fertig geänderte Kleid. Ein paar Bewegungsfalten, die da sitzen, wo sie hingehören. Der Rest liegt glatt. Genau so soll es sein!

Und jetzt ein kritischer Blick in den Spiegel. Jetzt beginnt das Spiel mit “Trennen” und “Stecken”. Beginn am besten oben an den Schultern, dem Ausschnitt, dem Armloch und der Brust. Was sitzt gut? Wo fehlt noch ein wenig Stoff? Wo kannst du noch etwas Stoff in die Nähte streichen? Und dann arbeitest du dich langsam nach unten zum Saum.

die Passform des Schnittmusters überprüfen
Nachdem ich die schrecklich vielen Änderungen übertragen habe und das Kleid nochmal genäht habe, habe ich jetzt ein schlichtes Kleid, was passt. Was mir passt.
die Passform eines Schnittmusters überprüfen
Erst sieht das Oberteil schön ordentlich aus. Mit sorgfältig genähten Nähten. Dann kommt das große Durcheinander: Messen, Stecknadeln stecken und wieder rausnehmen, Maße übertragen, nochmal messen…

Mit Stecknadeln markierst du alle Änderungen

Alle Änderungen markierst du mit Stecknadeln. Dann ziehst du das Kleid wieder aus und legst es glatt hin. Jetzt misst du alle Änderungen und verteilst die Änderungen gleichmäßig auf beiden Kleidhälften. (Beispiel: das Kleid ist in der Taille 6cm zu weit. An der einen Seitennaht hast du 4cm Stoff zuviel, an der anderen 2cm. Das heißt, du machst das Kleid in der Taille an jeder Seitennaht um 3cm enger.)

Übertrag die Änderungen in deinen Papierschnitt

Wenn du gut bist und vorrausschauend arbeitest, überträgst du dir auch gleich alle Änderungen in den Schnittmuster. Dann kannst du das nächste Mal gleich das richtige Kleid zuschneiden. Mit normaler Nahtzugabe und mit deutlich weniger Arbeit….

Erste Erkenntnis – das Schnittmuster ist nicht in Ordnung

Mal abgesehen davon, dass das Halsloch viel zu klein ist, ist der Verlauf der Teilungsnähte im Vorderteil falsch. Die Teilungsnähte sollten doch zur Schulter gehen? Im Moment gehen sie aber zum Halsloch? –> Schlussfolgerung 1: Schnittmuster im Computer korrigieren.

die Passform eines Schnittmusters überprüfen
Die schwarzen Markierungen zeigen an, wo ich mehr Stoff dazugeben oder wieder wegnehmen muss.

Zweite Erkenntnis – der Rock ist zu lang

Im vorherigen Artikel habe ich gezeigt, wie du ein normal langes Schnittmuster für lange Größen verlängern kannst.

Die Anleitung für das Oberteil passt. Aber die Verlängerung des Rockes hätte ich mir sparen können… – Schlussfolgerung 2: ich nehme die 4cm Verlängerung, die ich gerade rangezeichnet habe, wieder raus.

die Passform eines Schnittmusters überprüfen
Die orange Markierung habe ich vorher dazugegeben. Damit es eine lange Größe wird. – Das war aber zu viel. Genau diese Strecke muss ich jetzt wie wegnehmen (die schwarze Markierung).

Und sonst?

Und sonst gibt es viel Arbeit mit Messen und auf den Papierschnitt übertragen. Ich zähle gleich auf, was ich bei mir verändern und anpassen musste. Aber wenn du gerade dabei bist, ein eigenes Kleidungsstück anzuprobieren, bedenke, dass alles, was ich in diesem Abschnitt aufzähle, individuell ist. Meine Problem(zonen), meine Lösungen. Bei dir kann es anders aussehen!

  • Die Lage der Schulter: ich habe die beiden Schulternähte aufgetrennt, den Stoff glatt gestrichen und den Stoff an den Schultern wieder zusammen gesteckt. Die Änderungen habe ich an beiden Schultern gemessen und den Mittelwert auf meinen Papierschnitt übertragen.
  • die Größe des Halsausschnittes: die Größe und die Form des Halsausschnittes wie er auf dem Papierschnitt ist, ist zu klein. Ich habe an der hinteren Mitte gemessen, wo sich das Halsloch gut anfühlt. Und vorne habe ich das gleiche gemacht. Den gemessenen Wert habe ich auf dem Papierschnitt an der vorderen Mitte markiert. Dann habe ich das Halsloch mit Schwung und freihändig neu eingezeichnet.
  • die Größe der Armlöcher: die Größe der Armlöcher war auch zu knapp. Wobei, kurz ein Schwenker ins Theater: je enger dein Armloch (und dein Ärmel), umso besser kannst du dich bewegen. – Aber für dieses ärmellose Kleid ist das Armloch wirklich zu eng. Also habe ich an der Seitennaht das Armloch 3cm tiefer ausgeschnitten.
  • die Teilungsnähte am Oberteil: das ist jetzt schwer zu beschreiben. Die beiden vorderen Teilungsnähten werden unter der Brust etwas enger, am Bauch bekommen sie etwas mehr Weite. Die Seitennähte und die hinteren Teilungsnähte werden in der Taille andeutungsweise stärker ausgeschnitten und auf der Höhe der Hüften kommt etwas Stoff dazu.
  • die abgesteckte Quernaht im Rücken am Oberteil: an den vorderen Teilungsnähten war ich endlich zufrieden. Aber am Rücken war immer noch Stoff übrig. Stoff, der sich einfach nicht in die Teilungsnähte streichen liess.

Ich werde meinen Papierschnitt nochmal überarbeiten. Ich reapriere die falsche Position der vorderen Teilungsnähte, so dass sie wirklich zur Schulternaht laufen. Und ich vergrößer die Armlöcher und das Halsloch. 

Der Rest meiner Änderungen sind individuell. Sie gelten für meine Figur. Sie lassen sich nicht für alle Trägerinnen verallgemeinern.

die Passform eines Schnittmusters überprüfen
Geschafft! Alle Änderungen sind übertragen. Jetzt(!) kann ich das richtige Kleid nähen…

Endlich geschafft. Dieses Nähmuster passt.

Man könnte sagen, das Kleid ist fertig. Also, es ist nicht fertig. Aber es könnte jetzt fertig werden: alle Änderungen habe ich im Schnittmuster markiert. Das nächste Mal kann ich die Schnittteile gleich mit normaler Nahtzugabe zuschneiden.

Ach so, mein Schnittmuster für das “Sommerkleid in Größe 46 bis 56” ist jetzt geändert und fertig. Du findest es bei makerist als Sofortdownload.

In welcher Reihenfolge du das fertige Kleid zusammennähst, findest du in meinem nächsten Artikel.

das war es für heute,

bis bald und viele Grüße

Andrea

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